Kinder im Straßenverkehr: den Schulweg sicher machen

Im Straßenverkehr sind besonders die Kleinsten gefährdet: Sie haben wenig Erfahrung und werden zudem wegen ihrer Körpergröße weniger als größere Kinder und Erwachsene wahrgenommen. Gegen beides können Eltern aktiv etwas tun.

Jedes Jahr im Herbst findet die Einschulung der ABC-Schützen statt. Das ist ein großer Umbruch: Das Kind fühlt sich nicht länger als Kleinkind, es hat ab nun wie die Erwachsenen seine täglichen Aufgaben und mehr Eigenverantwortung. Zu ihr gehört auch, den Schulweg alleine ohne die Eltern zu meistern. Doch gerade am Anfang seiner Schulzeit hat das Kind noch wenig bis gar keine Erfahrung mit dem Straßenverkehr, wurde es doch bislang von den Eltern zum Kindergarten gebracht. Und kleine Kinder haben auch oft allerlei andere Dinge im Kopf, als sich ausschließlich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Um sein Kind sicher durch die ersten Schuljahre zu bringen, muss man sich als Eltern nicht ausschließlich auf das Glück verlassen, sondern kann einiges tun. Nachfolgend geben wir einige Tipps, wie Sie die Sicherheit Ihres Kindes signifikant erhöhen.

Wahrnehmbarkeit erhöhen

Zwischen allen Verkehrsteilnehmern fallen die ABC-Schützen kaum auf, sie sind schlichtweg zu klein zwischen PKWs, Bussen und Lastkraftwagen. Zudem ist der Herbst als Zeitpunkt der Einschulung nicht gerade optimal, weil Autofahrer bei Dunkelheit generell schlechter sehen. So kann der Hinweg zur Schule und je nach Schuldauer der Heimweg zur echten Gefahr werden. Daher empfiehlt sich auffällige Kleidung für Kinder.

Prinzipiell wird von Verkehrsteilnehmern helle Kleidung besser als dunkle Kleidung wahrgenommen. Reflektoren verstärken diesen Effekt, sie werden bei Anstrahlung schon aus sehr großer Distanz wahrgenommen. Es gibt heute Kleidung für Kinder (und auch Erwachsene), in die bereits Reflektoren eingearbeitet sind. Für wenig Geld kann man jedoch auch Reflektoren kaufen, die sich auf Kleidung aufnähen oder aufbügeln lässt. Warnwesten, Warnscherpen, reflektierende Armbänder, Stirnbänder etc. kosten ebenfalls nicht die Welt und erhöhen die Sicherheit. Eingebaute LEDs verbrauchen kaum Strom, sorgen aber in der dunklen Jahreszeit schon während der Dämmerung für große Auffälligkeit, wo Reflektoren noch nicht funktionieren. Es gibt sie auch als kleine Lämpchen, die man zum Beispiel einfach an Schulranzen oder Rucksack anklippen kann. Schuhe mit leuchtenden LEDs sind bei kleinen Kindern in der dunklen Jahreszeit auch mehr als Spielerei, allerdings sollte der Effekt nicht überbewertet werden, weil die Schuhe nicht im direkten Sichtfeld von Autofahrern und noch weniger von Bus- und LKW-Fahrern liegen.

Verkehrserziehung

Die geringe Körpergröße von kleinen Kindern ist nicht nur ein Problem für andere, die Kinder selbst haben wegen ihr einen schlechteren Überblick über den Verkehr, besonders dann, wenn sie beim Überqueren der Fahrbahn nicht über parkende Autos hinweg sich nähernde Autos sehen können. Dies und ihre mangelnde Erfahrung sorgen zusammen mit der generellen Unvorsichtigkeit kleiner Kinder jährlich für zahlreiche Verkehrsunfälle mit oftmals tödlichen Folgen. Hier helfen nur klare Regeln, die den Kindern bewusst gemacht werden müssen.

Die größte Gefährdung ist das Überqueren von Straßen und Rumrüpeln an Haltestellen von Bus und Bahn. Die Kinder müssen dazu angehalten werden, sich in derartigen Gefahrensituationen richtig zu verhalten. Eltern sollten schon vor Schulbeginn, aber auch noch anfangs danach den Schulweg mit ihren Kindern gemeinsam ablaufen. Sie sollten sich dabei so verhalten dass dies von den Kindern nicht als Unterricht erlebt wird. Auf diese Weise kommt die Vorbildfunktion der Eltern besser zum Tragen – Kinder orientieren sich am Verhalten der Eltern. So muss es selbstverständlich sein, dass Straßen niemals bei roter Ampel überquert werden, selbst wenn weit und breit kein Auto in Sicht ist. Kleine Kinder können zwischen gefahrlosem Überqueren der Fahrbahn bei Rot und gefährlichem noch nicht unterscheiden und benötigen daher eine strikte Regel. Einfache Merksätze wie „Bei Rot bleib´ stehen, bei Grün darfst du gehen!“ prägen sich den Sprösslingen besser ein als umfangreiche Erläuterungen und kommen in Stress-Situationen automatisch ins Bewusstsein.

Wenn sich Kinder sichtlich falsch im Straßenverkehr verhalten, so müssen sie darauf von den Eltern hingewiesen werden. Machen Sie aber nicht den Fehler, auf das Fehlverhalten mit Vorwürfen zu reagieren. Keiner hat es gerne, ermahnt zu werden, auch Kinder nicht. Wenn Sie mit Ihrem Kind den Schulweg trainieren, haben Sie alle Zeit der Welt, freundlich auf ein Fehlverhalten Ihres Kindes hinzuweisen. Kleine Belohungen für vorbildliches Verhalten wie ein Eis oder ein kleines Spielzeug am Ende der Übungsstunde können ebenfalls Wunder wirken.

Machen Sie sich bewusst, dass Kinder den Straßenverkehr anders als Sie wahrnehmen, und versuchen Sie, sich in die Wahrnehmung des Kindes zu versetzen. Schon allein wegen der geringen Körpergröße nehmen Kinder vieles erst später oder auch schlimmstenfalls zu spät wahr. Zudem haben Kinder auch ganz andere Denkmuster als Jugendliche und Erwachsene und lassen sich leicht ablenken.

Planung des Schulweges

Bei der Wahl des Schulweges sollten, wann immer dies möglich ist, verkehrsberuhigte Zonen bevorzugt werden. Studien zufolge erhöht sich das Todesrisiko bei Verkehrsunfällen ab 50 km/h signifikant gegenüber Unfällen mit Tempo 30, bei dem zwar durchaus ernste Verletzungen entstehen können, Tote aber so gut wie nie zu beklagen sind. Leider gilt in Deutschland immer noch das Motto „Freie Fahrt für freie Bürger!“, obwohl anderen Studien zufolge und auch der Erfahrung der meisten Menschen nach Tempobegrenzungen in Städten zu keinen Nachteilen, sondern ausschließlich Vorteilen führen. Maximal geringfügigen Fahrzeitverlängerungen (die meist nur eingebildet sind) stehen zahlreiche Gewinne gegenüber, bei denen an erster Stelle eine höhere Verkehrssicherheit und geringere Umweltverschmutzung zu nennen sind. Es ist nicht daher immer einfach oder möglich, verkehrsberuhigte Zonen in den Schulweg einzubauen, aber man sollte es versuchen.

Sicherheit auf dem Fahrrad

Ist Ihr Kind schon etwas älter und nutzt ein Fahrrad für den Verkehrsweg, tun sich neue Gefahren auf. Kinder dürfen bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres den Gehweg nutzen (bis zu Vollendung des achten Lebensjahres müssen sie es sogar). Diese Erlaubnis sollte genutzt werden. Außerdem müssen Kinder bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres dem Gesetz nach an Kreuzungen und Einmündungen vom Fahrrad absteigen und schieben. Wichtig ist – besonders während der dunklen Jahreszeit – eine gute Sichtbarkeit. Sie lässt sich mit Reflektoren und guter Beleuchtung der Kleidung und des Fahrrades erreichen. Entgegen der (aus gesundheitlicher Sicht richtigen) Empfehlung für Erwachsene, den Sattel ausreichend hoch einzustellen, sollte er bei Kindern so eingestellt werden, dass sie schnell absteigen können. Das gilt besonders im Winter, wobei aber sehr genau überlegt sein will, ob man es Kindern bei Kälte, Eis und Schnee überhaupt zumutet, den Schulweg mit dem Fahrrad zu bestreiten. Dass Fahrradhelme nicht unbedingt die Sicherheit erhöhen, ist längst erwiesen. Jedoch sind sie insbesondere bei kleineren Kindern sicherlich kein Nachteil. Solche sollten aber nicht „von der Stange“ gekauft werden, sondern nur nach Anpassung im Fahrradhandel, da die Helmgröße unbedingt zur Kopfgröße des Kindes passen muss. Sobald ein Kind einmal auf den Helm gestürzt ist, ist keine Sicherheit des Helmes mehr gegeben, da unsichtbare Haarrisse entstehen können. Der Fahrradhelm ist in dem Fall gegen einen neuen auszutauschen. Protektoren für Ellenbogen und Schienbeine erhöhen ebenfalls geringfügig die Sicherheit. Machen Sie aber sich und vor allem Ihrem Kind bewusst, dass Fahrradhelme keine Garantie für Unversehrtheit bei Unfällen ist. Wird ein Kind von einem LKW überfahren, nutzt der beste Fahrradhelm nichts.

Produkttipps

Nachfolgend nennen wir einige Produkte, die nicht allzu teuer sind, aber einiges zur Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr beitragen.

kindgerechte Warnweste mit Reflektoren
einfache Warnweste mit Reflektoren als Scherpe
einfaches Reflektorarmband
Reflektorarmband mit LEDs
Sirnband mit LEDs, Universalgröße; auch für Jugendliche und Erwachsene
Universalminileuchten für Schulranzen, Rucksack etc.
reflektierendes Band zum Aufnähen auf Kleidung
reflektierende Leuchtfolie zum Aufkleben


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