Relative Luftfeuchtigkeit in Räumen im Auge behalten
Die Energiepreise sind in den letzten Jahren so enorm gestiegen, dass sich heute viele Gedanken darüber machen, wie sie Heizkosten sparen können. Da gibt es verschiedene Ansätze, einer jedoch ist den wenigsten bekannt: Ob wir das Raumklima als behaglich oder kalt empfinden, hat nur indirekt mit der Lufttemperatur zu tun. Es kann noch so warm sein, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist, frösteln wir.
Luftfeuchtigkeit und im speziellen Luftfeuchtigkeit und Bauphysik sind Themen, die man kaum als Experte überblickt, geschweige denn als normaler Mieter oder Hauseigentümer. Dennoch sollt man sich zumindest mit den absoluten Grundlagen vertraut machen, da aus Unkenntnis der Zusammenhänge von Luftfeuchtigkeit, Raumklima und Bauphysik vermeidbare Fehler resultieren, die nicht zu unnötigen Energiekosten, sondern auch zu Schimmelbildung führen.
Relative Luftfeuchtigkeit
Die relative Luftfeuchte ist ein Maß, das das Verhältnis Wasserdampf zum Gesamtgasgemisch ausdrückt. Sie wird im allgemeinen daher stets prozentual ausgedrückt. Dass es sich um eine Relation, ein relatives Maß handelt, kann man nicht genug betonen, denn hier lauern erste Verständnisschwierigkeiten. 60 % relative Luftfeuchtigkeit heißen keineswegs, dass in der Luft mehr Wasser als bei 30 % enthalten sind, sondern nur prozentual, anteilsmäßig ist mehr Feuchte vorhanden. Das liegt daran, dass warme Luft sehr viel Wasser aufnehmen kann, die relative Luftfeuchte sinkt, obwohl der absolute Wassergehalt steigt – aber die Luft ist insgesamt mehr in Bewegung, also die Atome, und somit ist das Luftvolumen ausgedehnter. Umgekehrt kann kalte Luft nur wenig Wasserdampf aufnehmen. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt bei weiterer Abkühlung extrem an, bis schließlich überschüssiger Wasserdampf gar nicht mehr von der Luft gebunden werden kann und ausgeschieden wird (das passiert am Taupunkt). Er schlägt sich an noch kälteren Stellen als Wasser nieder.
Luftfeuchtigkeit und Raumklima
Ob wir es im Raum als behaglich empfinden, hängt von der relativen Luftfeuchtigkeit ab. Überdies können wir bei hoher Luftfeuchtigkeit schlecht atmen, da der Anteil des Sauerstoffes im selben Maße sinkt, wie die Luftfeuchte steigt.
Denken Sie mal an jene Wintertage, die zwar bitterkalt sind, gleichzeitig aber trocken. Ist man einigermaßen warm eingepackt, empfinden wir einen Winterspaziergang an solchen Tagen als erfrischend. Ganz anders verhält es sich an regnerischen Tagen: Nichts ist unangenehmer als Regen an kalten Tagen, insbesondere natürlich im Winter. Selbst wenn es nicht gar so kalt ist, die kalte Herbst- oder Winterluft kann nicht viel Wasserdampf aufnehmen, die relative Luftfeuchtigkeit ist demnach sehr hoch, und wir frieren extrem, bekommen kaum Luft und wünschen uns, schnellsten nach Haus in die warme Stube zu kommen.
Nicht anders verhält es sich mit der Luftfeuchtigkeit im der Wohnung. Ist sie zu hoch, frieren wir, obwohl es vielleicht objektiv gar nicht so kalt ist. Wir drehen die Heizung höher, die Luftfeuchte sinkt, und es scheint, dass es tatsächlich zu kalt war.
Heizkosten sparen durch richtiges Lüften
Man hätte aber die Luftfeuchtigkeit ebenso durch Lüften senken können. Wenn man richtig lüftet – dazu genügt bei Durchzug eine mehrmalige Stoßlüftung von fünf, maximal zehn Minuten, werden sich die Wohnräume sehr schnell wieder aufheizen, da die in den Wänden gespeicherte Wärmeenergie nur sehr langsam entweicht, die Luft sich jedoch, ebenso schnell wie ihre Temperatur beim Lüften sinkt, auch wieder erwärmt. Unmittelbar nach dem Lüften wird es einem viel wärmer vorkommen, obwohl dies tatsächlich nicht der Fall ist. Man hat jedoch mit dem Lüften für einen vollständigen Austausch der verbrauchten Luft durch frische, sauerstoffreiche neue gesorgt und die Luftfeuchtigkeit gesenkt. So kommt es einem nicht nur wärmer vor, man fühlt sich wacher, kann sich besser konzentrieren und kann auch viel besser atmen.
Gesundes Raumklima
Die gesundheitlich verträgliche Luftfeuchtigkeit liegt zwischen etwa 35 % bis 38 % und 60 bis 65 %. Alles darüber oder darunter ist ungesund, die Haut trocknet aus, Atemwegserkrankungen können resultieren, und einige andere Syndrome sind die Folge, wenn man dauerhaft einer unverträglichen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist.
Es gilt in Hinsicht auf ein Wohlfühlklima, dass innerhalb der angegebenen Werte die gemessene Luftfeuchtigkeit eher am unteren Ende liegen sollte. 35 % bis 45 % sind in Ordnung, steigt die Luftfeuchte sollte spätestens, wenn 50 % überschritten werden, gelüftet werden.
Dauerlüften
Das beste in gesundheitlicher Hinsicht wäre, wenn man permanent Fenster gekippt hielte. So findet ein regelmäßiger Austausch von Luft statt. Früher, als Fenster nicht doppelt verglast und undicht waren, lebten die Menschen tatsächlich gesünder. Energiepolitisch und in Hinsicht auf die Heizkosten ist ein solches natürlich heute nicht mehr vertretbar. Außerdem kommt es beim Dauerlüften auch leichter zu Schimmelbildung. Daher sollte man, wie es bereits oben beschrieben wurde, immer wieder stoßlüften, indem die Fenster komplett geöffnet werden und idealerweise für Durchzug gesorgt wird. Dabei dreht man die Heizung selbstverständlich komplett ab, sonst steigen die Kosten ins unbezahlbare.
Luftfeuchtigkeit messen mit einem Wohnklimamessgerät
Lüften ist immer dann anzuraten, wenn die Luftfeuchtigkeit zu stark angestiegen ist. Mit dem Lüften wird die verbrauchte Luft durch frische ersetzt. Da wir so gut wie nicht zwischen Wärme/Kälte einerseits und hoher/niedriger Luftfeuchte andererseits unterscheiden können, empfiehlt sich die Anschaffung von Messgeräten. Mit die besten Geräte, die auch immer wieder von Wohnungsbaugenossenschaften und Hausverwaltungen empfohlen werden, stellt Klimatherm her. Das Klimatherm DTH-10S ist zum Preis von knapp 25 Euro erhältlich und zeichnet sich durch eine sehr hohe Genauigkeit bei der Temperatur- wie auch der Luftfeuchtigkeitsmessung aus. Unwesentlich billigere Geräte um die 15 bis 17 Euro wie die von TFA sind beim Hygrometer so ungenau, dass man sich die Anschaffung besser erspart, der Preis ist für reine Thermometer zu hoch, und als Messgerät für die Luftfeuchtigkeit führen sie zu Fehlmessungen und somit Fehlinterpretationen.
Man sollte jeden Raum mit einem solchen digitalen Raumklimamessgerät ausstatten. Bei Kosten von vielleicht 75 bis 100 Euro erhält man dem empfohlenen Gerät Markenware, die im Prinzip ein Leben lang hält. Wir haben Geräte von Klimatherm von 2005 im Einsatz, die noch heute mit der ersten Batterie betrieben werden.
Zur eigentlichen Messung ist nicht viel zu sagen, man liest den Wert von dem leider recht kleinen und an dunklen Stellen im Raum kaum lesbaren Display ab und reagiert entsprechend. Neuere Geräte wie das oben empfohlene haben bereits eine Warnleuchte, die auf das Über- und Unterschreiten der Luftfeuchte unter die kritischen Werte reagiert. Die uns vorliegenden Vorgängermodelle vom Typ DTH-10 hatten dieses Merkmal noch nicht, so dass wir nicht einschätzen können, inwieweit die Funktion hilft.
Zusammenhänge ausführlich erläutert
Spartanisch kommen die Geräte in Hinsicht auf die Bedienung daher, was nicht als negative Kritik zu verstehen ist, es gibt eben nicht viel zu bedienen. Ganz anders sieht es bei der Interpretation gemessener Luftfeuchtewerte aus. Den Geräten liegt eine ausführliche Erläuterung bei, die sehr detailliert die Zusammenhänge beschreibt, die wir hier nur oberflächlich beschreiben können. Man kann sie daher ruhig mehrfach lesen, wozu man sich ausreichend Zeit nehmen sollte, da die Sachverhalte doch sehr komplex sind und man sich ihnen gewissermaßen hermeneutisch nähern muss. Wer sich jedoch die Mühe macht, wird in Zukunft nicht nur bei den Heizkosten sparen, sondern auch das Wissen haben, viel zu einem gesunden Raumklima beitragen zu können.
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